Vorwiderstand - Schlechter Leerlauf- Fehlersuche

25.09.2022


Wie bekannt sein dürfte, verfügt die GL über zwei Zündspulen mit Doppelausgang und hat keinen Zündverteiler.
Wir haben auch nur zwei Kontakte am Regler. Damit er gibt es sich zwangsläufig, dass jede Spule zwei Kerzen gleichzeitig zündet, wobei nur eine Zündung gebraucht wird.
Wir haben also eine „Blindzündung“. Die Zündkerzen jeder Spule stehen somit auch in einer gewissen Wechselwirkung und sollten daher m.E. auch immer den gleichen Zustand aufweisen. Der Austausch nur einer Zündkerze wirkt sich daher ggf. negativ auf die „Zündqualität“ dieser Kerze aus, wenn die zweite Kerze schlecht ist. Ich schmeiß sowieso immer alle raus, sollte ich mal wechseln.
Grundsätzlich ist eine gut funktionierende Zündanlage nicht nur von den Spulen und den Kerzen abhängig. Genauso wichtig sind Kerzenstecker, Zündkabel, Kabelbaum, Ladestrom, Lima, usw.
Ein paar von uns kennen vielleicht das Problem der verkohlten Lima-Stecker-Verbindung. Der scheint eh schon etwas schwach dimensioniert zu sein. Ist er dann noch korrodiert, steigt der Übergangswiderstand in der Verbindung und das Ding wird warm / heiß.
Hier soll es jetzt aber nicht um den allgemeinen „Kupferwurm“ gehen, sondern um die Funktionsweise des Vorwiderstandes.
Unter „Elektrik allgemein“ hatte ich schon mal den einfachsten „Test“ beschrieben, bei dem man feststellen kann, dass der Widerstand defekt ist. Das Motorrad läuft nicht bzw. läuft nur wenn man den Starterknopf hält.
Die GL hat öfters Probleme mit einem sauberen Rundlauf oder Leistungslücken bei niedrigen Geschwindigkeiten oder im Leerlauf. Auch ich tendiere hier meist dazu, dass auf die Vergaser zu schieben.
Das muss aber nicht sein. Das Problem kann auch im Zündsystem liegen.
Was macht jetzt der Widerstand? Er sitzt in der Hauptverkabelung oder Primärverkabelung des Zündkreisverkabelung und senkt die Spannung nach dem Anlassen des Motors, um den Verschleiß der Zündungsteile zu reduzieren. Eine Nebenfunktion ist, dass er einen „Puffer- oder Regelfunktion“ im Stromkreis hat, um auf externe Einflüsse zu reagieren. Er kompensiert z.B. Temperaturschwankungen.
Das Zündsystem der Gl ist darauf ausgelegt, einen optimalen Zündimpuls im Sekundärkreis an die Zündkerze zu geben, wenn die Eingangsspannung auf der Primärseite in die Spulen bei 7-9 Volt liegt!!
Nicht bei 12 Volt wie man denken könnte.
Bei der Fehlersuche kann man hier schon mal ansetzen.
1.) Aber ich überhaupt noch einen messbaren Widerstand?
2.) Wie hoch ist die Eingangsspannung in die Spulen?
Die vollen 12 Volt miss man nur dann, wenn der Starterknopf gedrückt ist. Dann geht es am Widerstand vorbei und soll ein besseres Startverhalten erzeugen.
Läuft der Motor und wir bekommen unsere Spannung von der Lima, dann würden wir ohne weitere Maßnahmen mit ca. 14-14,5 Volt über die Primärseite in die Spulen „einspeisen“. Dies würde zur Überhitzung und schnellen Verschleiß der Zündung führen.
Wie prüft man den Widerstand?
Recht einfach. Beider Kabel am Widerstand abziehen. Ohmmeter auf eine niedrige Skala einstellen
(bei mir ist das 200 Ohm max.) und dann messen. Ein intakter kalter Widerstand sollte genau 3 Ohm haben. Ist der Widerstand unendlich, dann ist er hin. Weicht der gemessene Wert von 3 Ohm ab, sollte man über einen Austausch nachdenken.
Vorsicht bei der Messung. „Zittrige“ Messspitzen an den zwei Anschlüssen reichen aus, um ein schwankendes Ergebnis zu bekommen.
Wir wissen nun aber auch, dass der Motor bei defektem Widerstand läuft, wenn man den Starterknopf gedrückt hält. Fällt der Widerstand also unterwegs mal aus, dann kann man diesen überbrücken und seine Anschlusskabel direkt miteinander verbinden. Das belastet zwar das System mit 14 Volt und mehr, aber man kommt nach Hause. Trotzdem mal Pausen machen und alles wieder abkühlen lassen. Das ist keine Lösung für einen Rückfahrt aus Südspanien.
Gehen wir mal von folgendem Sachverhalt aus:
Das Motorrad läuft bei 1500-2000 U/min einwandfrei und mit Leerlauf schlecht.
Die Batterie ist neu, sämtliche Regler sind O.K., Lima O.K., richtiger Zündzeitpunkt, Zündkerzen neu und mit richtigen Elektrodenabstand, Kompression ist gut, Leerlaufdüsen sind sauber, Gemischschraube ist richtig eingestellt, keine Unterdrucklecks, sauber synchronisiert, Masseanschlüsse sind auch gut, ………usw.
Ihr habt also alles gemacht was geht und seit jetzt an dem Punkt den Hammer in die Hand zu nehmen… 😊
Den Widerstand habt ihr „kalt“ auch gemessen.
Unter Last ist der Widerstand aber zu hoch. Dies führt dazu, dass die Spulen weniger Einspeisespannung bekommen und er Zündfunke geringer wird. Das ist besonders im Leerlauf zu spüren, da hier die Lima weniger Leistung bringt.
Wir prüft man nun den Widerstand unter Last?
1.) Kalt messen- Sollwert 3 Ohm sonst auswechseln.
2.) Batterie ist vollgeladen
3.) Ausbau der Sicherung aller Verbraucher und Trennung aller Anbauten die mit der Zündung eingeschaltet werden.
4.) Die zwei Stecker am Widerstand abziehen
5.) Kill-Schalter auf „ein“
6.) Zündung „ein“
7.) Multimeter auf 12 Volt einstellen
8.) Prüfen der Spannung an beiden Anschlüssen des Widerstandes. Rot an die Anschlüsse, Schwarz auf Masse.
9.) Auf der einen Seite sollte man 12-11,5 Volt messen. Abhängig was doch noch an ist und auf der anderen Seite sollten 5-6 Volt anstehen.
10.) Liegt der Eingangswert deutlich unter 11,5 Volt, deutet dies auf ein Problem mit der Batterie, Zündschalter, dem Killschalter, dem Anlasserschalter, der Hauptsicherung, den Batteriekabeln und oder der zugehörigen Verkabelung hin.
11.) Sind Eingangs- und Ausgangswert gleich, dann stehen beider Spulen unter Spannung und die Zündung ist falsch eingestellt. Dreht den Motor manuell weiter, bis sichergestellt ist, dass nur ein Zündkontakt geschlossen ist. Dazu die Abdeckung am Zündversteller abnehmen
12.) Zeigen beide Seiten ca. 11,5 Volt an, ist keine der Spulen geschlossen. Ebenfalls schlecht eingestellter Zündzeitpunkt. Weiterdrehen und sicherstellen, dass ein Kontakt geschlossen ist.
13.) Liegen am Eingang 11,5 Volt an und am Ausgang deutlich unter 5 Volt, gibt es vermutlich Probleme mit der Zündung im Leerlauf, da die Eingangsspannung in die Spulen viel zu klein ist. Widerstand austauschen.
14.) Das ganze bei warmgelaufen Motor mit 1.000 U/min wiederholen. Jetzt sollten die Werte bei 12-13 V und 7-8 V liegen.
Das bezieht sich alles auf die originale Zündanlage. Werden andere Spulen oder eine elektronische Zündung verbaut, achtet zwingend auf die Angaben der Hersteller.
Ein kleiner Widerstand würde die Leistung verbessern aber den Verschleiß erhöhen.
So und damit man ich glaubt, ich würde mich mit fremden Federn schmücken.
Die Infos sind nicht von mir, sondern aus dem Tech.-Blog von Randakk.
Und wie immer alles ohne Gewähr.

 

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Martin Schmied

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